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Ein alter Tön12 bekommt ein neues Leben und wird zur «Krabe Alexandra»

 

Auf einer Modellbauausstellung bot mir ein Modellbauer einen alten Tön12 von Graupner aus den 80er Jahren für wenige Franken an. Das Modell war leicht angefangen aber noch nicht zu fest, so dass man noch viel nach eigenem Gusto erstellen und bauen kann. Denn mit den Jahren hat man ja einen eigenen Baustil entwickelt und möchte dies auch so beibehalten.

 

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Also wurden erst einmal die bereits eingebauten Technikkomponenten entfernt und schon geschieht das erste Unglück. Beim Ausbau der Antriebseinheit (Getriebemotor) entstand ein Riss in der alten ABS Schale. So musste dies schon geklebt werden und der komplette Rumpf wurde mit einer Lage 80Gr Glas und «Epoxi» laminiert. So entstand eine stabile Basis für die weiteren Komponenten. In diesem Zuge laminierte ich gleich in den Kiel kleine Bleiteile (Schriftensetzblei oder Bleikugeln) ein, damit die Stabilität beim Fahren verbessert wird.

 

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Nebst Antrieb und Ruder sollten auch noch ein paar Funktionen realisiert werden. Mit 2 CTI 4 Kanal Schalter entstanden 8 verschiedene Lichtfunktionen. Maritime Beleuchtung, 2-mal grün für Fischerei Beleuchtung, 2-mal rot hinten für Behinderung, Arbeitsdeck, Scheinwerfer, Fahrerstand, Kajüten vorne und hinten beleuchtet. Fast die komplette Beleuchtung realisierte ich mit LED und den nötigen Vorwiederständen. Ausser die Positionsbeleuchtung, die waren bereits mit 3V Glühbirnchen ausgerüstet. Hier verwendete ich einen Bauer Spannungswandler und so konnte die Leuchtstärke wunderbar fein mit dem Messgerät am Poti eingestellt werden.

Damit die Mastbeleuchtung realisiert werden konnte, habe ich den Holzmasten des Baukastens gegen einen Kohlerohr vorne und ein Alurohr hinten aus der Bestandskiste verwendet. So konnten die nötigen Kabel für die Beleuchtung eingezogen werden. Die notwendigen Vorwiederstände für die LED’s wurden in Verteilern im Rumpfinneren eingebaut und so sauber verdrahtet.

 

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Zusätzlich wurde der Radar in Funktion gesetzt. Hier kam ein Bauer Radar zum Einsatz inkl. dem Spannungswandler, wo ebenfalls am Poti der kleine Getriebemotor fein eingestellt werden kann. Die Spannungswandler fanden Ihren Platz am Dach des Fahrerstandes. Die sind sehr klein in SMD Technik, so dass diese fast überall einen Platz für den Einbau finden. Zur Wartung habe ich das Dach geschraubt, damit man jederzeit an die entsprechende Technik kommt. Ganz kleine 6Kant Schrauben wurden hier verwendet. Der Radar wurde mit einem CTI Schalter PS 16u geschalten (Belegung unterer Kanal) und für den oberen Kanal verwendete ich einen CTI PS 16o Schalter. Hier kam ein Conrad Kutter Soundmodul zum Einsatz. Da bereits im Aufbau ein Lautsprecher vorhanden war und der Platz für das ganze Modul eng wurde, zerlegte ich das Soundmodul in deren Einzelkomponenten. Die Platine verschwand in einer ABS Box, so wie ich die Komponenten immer platziere und alles konnte sauber verkabelt werden. Damit der Sound auch wirklich ein- und ausgeschalten werden kann, muss ab das CTI Schaltmodul ein Relais dazwischen geschalten werden. Denn nur so kann der Pluspool getrennt werden. Der Versuch mit dem Schalten des Minus Pols scheiterte, da er immer noch ein Minuspool vom Empfänger hat. Alle Tets’s verliefen sehr erfolgreich. So war der Technische Teil des Modells abgeschlossen.

 

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Damit das ganze Lebt kamen noch Dekor Elemente zum Einsatz. Die Figuren und die Möwe die am Mast vorbei fliegt stammen von PEBA (Hobby Lobby).

Als Krabben verwendete ich das Gewürz Kümmel mit Eis von Modellbau Kaufhaus. Weitere Kleinteile aus der Krabbelkiste heimsten dem Modell noch weiteres Leben ein.

Die ersten Testfahrten verliefen noch ohne Netze. Schon so machte das Modell einen grossen Spass. Da meine Partnerin hier fleissig mitarbeitetet (Denn es ist ja Ihr Werk) wollte sie unbedingt ein «L» am Modell, was in der Schweiz dem fahren auf der Strasse mit einem Lernfahrausweis gleichkommt. So wurde natürlich schnell ein L gedruckt und laminiert, dass am Heck des Kutters montiert wurde. So dreht sie erfolgreich Ihre Runden, bis der Experte die Fahrprüfung abnimmt. Ja manchmal muss auch ein bisschen Spass sein.

 

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Die Netze würde 2 Wochen in Schwarztee gelegt, so erhielten sie einen Braunton und waren nicht mehr schneeweiss wie im Baukasten, was das Ganze viel realistischer aussehen lässt. Die Netze mussten noch genäht und montiert werden. Aus dem Plan wurden die Schablonen (Kopien) ausgeschnitten umso die beiden Einzelteile der Netze zu erhalten. Diese mussten zusammengenäht werden inklusive alle Zurüstteile. Die Netzbalken wurden nach Plan verlötet, geklebt und guter zuletzt lackiert, um die richtige Farbe zu bekommen.

Als alle einzelnen Teile zusammengebaut waren, mussten die Netze nach den Planvorgaben noch an der Takelage montiert werden, was eine Fummelei war und Geduld forderte. Doch das Resultat war die Entschädigung für die Mühen.

Durch das Blei im Kiel und der Leichtbauweise im Mastbereich mit dem Netzgeschirr ist das Fahrverhalten sehr gut. Das Modell droht bei rasanten Kurven nicht zu kippen und weist eine sehr stabile Lage aus. Denn viele alte Tön 12 haben die Eigenschaft in die Kurve zu liegen und unstabil auf dem Wasser zu wirken. Dies kann mit den einfachen Mitteln im Bau massiv verbessert werden.

Das Modell hat während der Bauphase grossen Spass bereitet und auch so ein kleines Modell kann entzücken und macht auf den Gewässern so richtig Freude. Wenn es dann noch mehrere solche Kutter herumkurven, kommt doch gleich ein bisschen Nordseestimmung auf.

Und übrigens, die Fahrprüfung wurde nun erfolgreich bestanden, so dass das «L» wieder weichen konnte und der Kapitän nun auf hohe See kann. Wir freuen uns schon auf den feinen Krabbenfang und die leckeren Speisen!!

Ich wünsche allen viel Spass beim Nachbau und viele spannende Stunden im Bastelkeller.