BAZ Sept. 2010
Wieder ist die Werbetrommel angerührt und die lokale Presse entsprechend benachrichtigt, dass demnächst in der Region das grosse Schaufahren für Modellschiffe und Funktionsmodell-Bau stattfindet.
In diesem Jahr hat die grösste Zeitung in der Region, nämlich die 'Basler Zeitung' an der Angel angebissen. Sie machten den Vorschlag, ein 'E-Mail Interview' zu starten. Dies wird dann zehn Tage vor der Veranstaltung während vier Tagen im Regionalteil der Zeitung abgedruckt. Ich freute mich riesig.
Dann kam auch noch das Telefon von einem Fotografen, der Bilder machen wollte. Ein entsprechender Termin am Gewässer der Grün 80 wurde vereinbart. Bei schönem Wetter mitten in der Woche traf ich den Fotografen mit einem meiner Modelle. Nach ein paar Kurven im Wasser wollte er Fotos schiessen von ganz nah, denn die Bilder im Interview sind nicht sehr gross (Siehe Original Pressebericht,). Nach einigen Fotos und einem kurzen Gespräch über das Hobby beendete er das Treffen.
Die Fragen kamen anschliessend per e-Mail. Nach genauen Vorgaben über deren Textlänge, versuchte ich schlaue Antworten zu finden. Was nicht immer ganz einfach ist, wenn die Zeichenanzahl eingehalten werden muss. Nach einigen gemeinsamen Anpassungen mit der Journalistin war dann alles bereit und es konnte losgehen.
Ich rannte an jenem Morgen zum Kiosk und organisierte mir ein Exemplar der aktuellen Ausgabe. Gespannt lass ich den Text und wollte wissen, ob denn 'live' auch noch alles so ist wie dies in den Vorbereitungen geplant war. Ich war über das Resultat sehr erfreut, und so war vier Tage jeden Morgen der Kiosk meine erste Station. Das Resultat könnt Ihr im Original-Pressetext nachlesen.
Viel Spass dabei
Weitere Fotos dazu findet Ihr im Fotoalbum
BAZ-Serie ab Montag 6. September 2010 im e-Mail Interview
Fotos: L. Hunziker, Basel
Text: Nathalie Grob, Basel
Montag 6. September 2010
BaZ: Herr Held, seit 1957 führt der Modell-Schiffbau-Club Basel jährlich ein zweitägiges Schaufahren mit Ausstellung im Gartenbad Eglisee durch. Am 18. September ist es wieder soweit. Sie sind ein langjähriges Mitglied – ist es für Sie schon Routine?
Roger Held: Nein, ich bin zwar seit über 30 Jahren im Verein, jedoch erst seit drei Jahren im Organisations- komitee und seit zwei Jahren im Vorstand. Trotz Routineaufgaben, wie Bewilligungen einholen, Bestellungen für den Gastrobereich aufgeben oder Einladungen an Modellbauvereine verschicken, stehen immer wieder neue Herausforderungen an.
Was ist zu beachten?
Dass wir die Veranstaltung immer wieder spannend gestalten, etwa durch wechselnde Gastfahrer aus dem In- und Ausland. Auch Familienfreundlichkeit (Kinderfahren) und kostenloser Eintritt sind ganz wichtige Aspekte.
Am Anlass wird gezeigt, wie Feuerlöschboote eine in Brand geratene Hafenanlage löschen. Haben Sie da auch einen Feuerlöscher zur Hand?
Viele aktive Teilnehmer dieser Demonstration sind auch im wirklichen Leben bei der Basler Berufsfeuerwehr oder einer Milizfeuerwehr einer der umliegenden Gemeinden. Daher haben wir geballtes Fachwissen auf dem Platz. Die Modellbauer werden bei der Präsentation zu Minikapitänen.
Wären diese gerne echte Kapitäne geworden?
Dies ist sehr durchmischt. Es gibt Schiffmodellbauer, die sich zu hundert Prozent dem Kleinen widmen. Wir haben aber auch Minikapitäne, die ebenso mit grossen Schiffen im Freizeitbereich (Segel- und Motorboote) unterwegs sind oder sogar auf hoher See segeln. Ich selbst war auch 20 Jahre auf Schweizer Seen mit Segelschiffen unterwegs.
Die Ausstellung mit rund 200 Modellen zeigt einen Querschnitt durch den Schiffsmodellbau. Was ist am beliebtesten?
Sicher die Feuerwehrdemonstration. Viel Spass bereitet das Ballbootfahren. Hier werden mit den Vereins- booten Spiele mit Toren (Bojen im Wasser) ausgetragen.
Richten sich die Modellbauer nach dem Publikumsgeschmack?
In erster Linie baut ein Modellbauer nach seinem Geschmack. Doch bekanntlich sind diese sehr unter- schiedlich. Sicher gibt es auch einzelne Modellbauer, die eher nachdem bauen, was die Zuschauer sehen wollen.
Dienstag 7. September 2010
BaZ: Herr Held, wie sind Sie zu Modell-Schiffbau gekommen?
Roger Held: Als Kind habe ich mit meinem Vater eine Modelleisenbahn im Keller gebaut. Leider war ich zu dieser Zeit eher der Hilfsarbeiter. So kam mit 13 der Drang nach was Eigenem. Da Modellflug für mich eher mit reparieren und abstürzen verknüpft wurde, zog es mich auf das Wasser. Hier kann man in der eigenen Werft bauen und in der Natur fahren. Im Winter und bei schlechter Witterung bin ich im Keller und bei Sonnenschein geniesse ich die Natur bei einer Rundfahrt mit dem Modell.
Monatlich treffen Sie sich mit den anderen Clubmitglieder. Was sind dort die Themen?
Hier werden die vergangen und anstehenden Veranstaltungen vorgestellt und Fachwissen ausgetauscht. Mitglieder können Themen in einem Vortrag präsentieren oder gemeinsam einen Fachfilm schauen. Die Versammlung soll eine Plattform für Austausch von Fachwissen sein, wobei die Geselligkeit nicht zu kurz kommen darf.
Sie haben rund 20 fertige oder halbfertige Modell zu Hause. Das scheint mir wenig, wenn Sie seit Ihrer Kindheit Schiffe bauen.
Modelle müssen nicht im Akkord gebaut werden. Ein Bau eines Modells kann gerne mal mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Weiters steht in einem Lebenslauf auch noch das Thema 'Ausbildung und Familie' auf dem Plan, so dass nicht immer nur die Zeit des Modellbaus gewidmet werden kann.
Wie lange haben Sie an einem Schiff?
Zwischen 50 und 1000 Stunden. Der Schiffmodellbau kann auch gerne mal mehrere tausend Stunden in Anspruch nehmen. Dies kommt ganz auf das anstehende Projekt an.
Müssen die Modelle alle immer originalgetreu sein, auch in ihren Funktionen?
Nein, ein Modell kann auch einmal nach freier Fantasie gestaltet werden. Grenzen sind hier keine vorhanden. So entsteht im Moment gerade mit meinem Sohn ein Modell aus alten 'Fasnachtszoggeli'. Auf der anderen Seite ist es auch immer wieder sehr aufregend, einzelne Funktionen so wie im Original nachzubauen – beispielsweise dass im Steuerstand der Radarschirm im Takt mit dem Radar auf dem Dach leuchtet. Auch hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.
Was ist reizvoller?
Beides macht grossen Spass, etwas wie im Original zu bauen oder der Fantasie einfach freien Lauf zu lassen. Die Freude muss immer im Vordergrund stehen.
Mittwoch. 8. September 2010
BaZ: Herr Held, bauen Sie die Schiffsmodell anhand einer Vorlage oder kaufen Sie ein Set im Laden?
Roger Held: Beides, manchmal baut man nach Plan oder hat eine Vorstellung und geht einfach darauf los. Viele meiner Modelle sind jedoch im Handel als Baukasten erhältlich, da steht einer weiteren Detaillierung nichts im Wege und man erbaut sich sein eigenes Unikat.
Das Hobby Modelleisenbahnen ist sehr teuer. Ist es im Schiffsbau ähnlich?
Hier unterscheiden sich diese Hobbys. Schiffsmodellbau kann man auch mit einfachen Mitteln ausführen. Die Fernsteuerungstechnik ist in den letzten Jahren sehr erschwinglich geworden. So wird der Einstieg für den Nachwuchs einfacher. Der Profi hat jedoch auch die Möglichkeit, Material und Modelle im selben Preis- segment wie eine Modelleisenbahn zu erbauen und zu betreiben. So kann ein Hightechmodell gerne mal mehrere tausend Franken verschlingen.
Modelleisenbahnenbauer reissen regelmässig ihre Anlagen wieder ab. Zerstören Sie auch manchmal Ihre Modelle?
Nein, da bauen wir einfach ein neues. So wird die Flotte mit der Zeit immer grösser. Und wenn der Platz mal klapp wird, kann es auch vorkommen, das ein Modellbauer, sein Modell verkauft, um Platz für einen Neubau zu schaffen.
Welche Gefühle haben Sie Modellen gegenüber?
Es gibt Modelle, da steckt eine Geschichte dahinter. So wie das Modell auf den Fotos. Der Grundbau ist von einem anderen Mitglied des Vereines. Er wollte sich altershalber von dem einen oder anderen Modell trennen. Als Jugendlicher war er immer mein 'Götti', der mich an Veranstaltungen mitnahm und herum chauffierte. So wird mich dieses Modell noch lange an vergangene Zeiten erinnern und mich begleiten.
Wie ist der Akt des Wasserns für Sie?
Bis anhin waren meine Modelle ohne spezielle Zeremonie gewassert worden.
Sie feiern nicht mit Champagner?
Bei mir eher weniger. Jedoch ist dies ein Vorgang, der immer wieder unter den Modellbauern anzutreffen ist. Und wer weiss, vielleicht wird bei der Taufe einer der nächsten Modelle auch einmal eine Flasche Champagner mit von der Partie sein!
Geben Sie dem Modell eigene Namen oder übernehmen Sie die Originalbezeichnung?
Beides. Dies ist immer abhängig, ob es wirklich genau dem Original entspricht oder es nach eigenen Vor- stellungen erweitert wird.
Donnerstag 9. September 2010
BaZ: Herr Held, worin liegt die Faszination Ihres Hobbys?
Roger Held: Die Mischung zwischen tüfteln, versinken in eine andere Welt und die Herausforderung, was zu erreichen, das man nicht einfach im Laden fertig kaufen kann. Besonders in der heutigen Zeit, wo alle das Gefühl haben, man kann alles im Laden erwerben. Besonders spannend ist es, Recyclingmaterial aktiv in den Schiffmodellbau zu integrieren. So kann z.B. ein ausgedienter Drucker oder ein altes Handys wertvolle Teile liefern, ohne dass dies die Hobbykasse beansprucht. Es braucht nur ein bisschen Fantasie und hand- werkliches Geschick.
Wie reagiert Ihr Umfeld auf Ihr Hobby? Versteht etwa Ihre Frau Ihre Begeisterung?
Meine Frau kann sich verständlicherweise nicht so dafür begeistern, was auch dem Standard in der Szene entspricht. Die Kinder finden es teilweise sehr spannend und sind immer wieder aktiv beim Schiffsmodellbau.
Warum verständlicherweise?
Da Schiffmodellbau eher eine Männerdomäne ist und sich das weibliche Geschlecht nicht so für Schiffe interessiert.
Wie weit fahren Sie, um mit anderen Modellbauern sich auszutauschen?
Ich persönlich fahre bis anhin höchsten zwei Stunden zu einer Veranstaltung. Doch gibt es gerne Modell- bauer, die mehrere hundert Kilometer fahren, um sich aktiv mit anderen auszutauschen.
Ist schon mal ein Boot von Ihnen gesunken?
Ja, mein erstes Modell als 14-Jähriger ist mir im Schwarzwald bei Schönau für immer in der Wiese verschwunden und mit dem Boot damals 600 Franken. So musste ich ein Jahr lang alles Geld wieder zusammen sparen, um mit dem Schiffsmodellbau fortfahren zu können.
Ist schon mal ein Schwan oder ein anderes Tier auf Ihr Schiff losgegangen?
Ja, das ist mir ebenfalls ein Jugendlicher passiert. Ein Schwan versenkte ein kleines Modell in der Grün 80. 30 Minuten später konnte es wieder geborgen werden und verschwand fast für 20 Jahre im Keller. Seit letztem Frühling ist es zu neuem Leben erwacht und kurvt auf dem Wasser.
Welche Projekte stehen an?
Als erstes soll das 'Zoggelischiff'' vom meinem Sohn bis zur Modellbauausstellung im Eglisee am 18. und 19. September fertig werden, so dass er dieses dem Publikum vorführen kann. Das Modell auf den Fotos baue ich technisch noch aus, so dass möglichst viele Funktionen wie im Original in Betrieb sind. So will ich das kleine Beiboot wassern können und so konstruieren, das es selbstständig fahren kann.
(Siehe Original Pressebericht, 5MB)